Leben mit einer Borderline-Störung. Ein Ratgeber für Betroffene und ihre Partner: Die Borderline-Störung erkennen und verstehen. Welche ... Angehörige: Partnerschaft und Alltag leben Zusammenfassung

„Leben mit einer Borderline-Störung: Ein Ratgeber für Betroffene und ihre Partner“ von Günter Niklewski und Rose Riecke-Niklewski ist als Handbuch konzipiert, das wesentliche Informationen zur Borderline-Persönlichkeitsstörung vermitteln möchte.

Im ersten Teil „Annäherung an eine schwierige seelische Störung“ beschäftigen sich die Autoren damit, was eigentlich eine Borderline-Störung ist. Es handelt sich um eine Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl an Beschwerden und Symptomen auszeichnet und daher in unterschiedlichen Erscheinungsformen auftritt. Klassifiziert ist die Störung als Borderline-Persönlichkeitsstörung im DSM-IV und als emotional instabile Persönlichkeitsstörung im ICD-10. Typische Symptome sind nach diesen Klassifikationssystemen instabile zwischenmenschlichen Beziehungen, ausgeprägte Stimmungsschwankungen, selbstschädigende Verhaltensweisen, die Unfähigkeit Wut zu kontrollieren, ein chronisches Gefühl innerer Leere, die Angst vor dem Alleinsein, sowie Suizidgedanken und –drohungen. Die kritische Zeit, also die Zeit, in der die Symptome am stärksten ausgeprägt sind, ist meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Danach besteht eine gute Chance, dass die Symptomatik abnimmt bzw. ganz zurück geht.

Der zweite Teil ist mit „Ursachen und Entstehung – biologische, psychische und soziale Einflüsse“ betitelt. Bis heute kann man noch keine gesicherten Angaben darüber machen, wie eine Borderline-Persönlichkeitsstörung entsteht. Weitgehend einig sind sich die Experten darüber, dass dabei immer mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Viele, jedoch nicht alle, Betroffene haben mindestens ein traumatisches Erlebnis durchmachen müssen, das zur Entstehung der Borderline-Persönlichkeitsstörung (mit)verantwortlich zu machen ist. Auch wenn man es noch nicht sicher weiß, gehen viele Ärzte und mittlerweile auch Psychologen davon aus, dass die Vererbung ebenfalls eine gewisse Rolle spielt. Meist findet ein Wechselspiel zwischen biologischen und sozialen Faktoren statt, wie es Marsha Linehan in ihrer biopsychosozialen Theorie beschreibt.

Der dritte Teil „Turbulenzen, Risiken – selbstschädigendes Verhalten“ beschäftigt sich mit den problematischen, dysfunktionalen Verhaltensweisen vieler Borderline-Betroffener, die schwerwiegende körperliche und soziale Folgen haben können. Selbstschädigende Verhaltensweisen bei Borderline-Betroffene weisen eine große Bandbreite auf. Dabei sind mit selbstschädigende Verhaltensweisen nicht nur Verletzungen des Körpers gemeint, sondern z.B. auch Kaufsucht, Kleptomanie und ein riskantes Sexualverhalten. Oft ist es nicht leicht einzuschätzen, ob ein einzelnes selbstschädigendes Verhalten zur Borderline-Persönlichkeitsstörung gehört oder eine komorbide Störung ist. Das muss individuell von einer Fachkraft entschieden werden. Viele Borderliner verletzen sich selbst, z.B. in Form von schneiden mit Rasierklingen oder sich-selber-schlagen. Selbstverletzungen können unterschiedliche Intentionen haben, z.B. eine Reaktion auf belastende Ereignisse, Selbstbestrafung und Appelle an andere.

Im vierten Teil „Die Behandlungsmöglichkeiten der Borderline-Störung“ beschäftigen sich die Autoren mit der Dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) und der Übertragungsfokussierten Therapie (TFP) als spezifische psychotherapeutische Verfahren für Borderline-Betroffene. Die Dialektisch-behaviorale Therapie wurde in den USA vor 20 Jahren von Marsha Linehan entwickelt und hat sich mittlerweile auch in Deutschland etabliert. Die DBT setzt sich zusammen aus einer Einzeltherapie und einem Fertigkeitentraining in der Gruppe. Die Einzeltherapie ist hierarchisch aufgebaut, den Vorrang haben hier die Bearbeitung von selbstschädigenden Verhaltensweisen. In der Gruppentherapie werden Fertigkeiten zum Umgang mit Gefühlen, zur Achtsamkeit, zur Stresstoleranz und zur Steigerung der sozialen Kompetenz vermittelt. Ziel der übertragungsfokussierten Psychotherapie ist es, Verhaltensmuster zu verändern, die das Beziehungsverhalten von Borderline-Betroffenen bestimmen. Bei der TFP handelt es sich um ein Verfahren, das aus der Psychoanalyse entwickelt wurde, aber im Gegensatz zu tiefenpsychologischen Verfahren klar strukturiert ist. Ebenso wie in der DBT gibt es eine Themenhierarchie, wobei auch hier selbstschädigende Verhaltensweisen vorrangig bearbeitet werden.

Der fünfte Teil ist überschrieben mit „Die Borderline-Störung in der Familie“. Er beschäftigt sich damit, was es für das System Familie bedeutet, wenn ein Kind an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet. Wenn Kinder oder Jugendliche bereits  Symptome dieser Erkrankung zeigen, so spricht man, laut den Autoren, von einer Borderline-Entwicklungsstörung. Hier ist in der Regel die ganze Familie dazu angehalten, sich professionelle Hilfe zu suchen, am besten im Rahmen einer Familientherapie. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vermittlung von Strategien mit deren Hilfe alle Familienmitglieder angemessen mit der Erkrankung umgehen können.

Der letzte Teil des Buches heißt „Borderline-Beziehungen – ein besonderes Problem“. Hier geht es Beziehungen mit einem Borderline-Betroffenen. Solche Beziehungen sind durch die Symptome des Betroffenen meist besonders belastet. Hier ist daher eine Paartherapie angebracht. Der Partner sollte dem Betroffenen Grenzen setzen, außerdem empfehlen die Autoren klar definierte Beziehungspausen.

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